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am 24. Sept. 2016

Muay Thai Geschichte

Muay Thai: Geschichte und Wissenswertes

Thaiboxen oder Muay Thai, wie es die Thailänder nennen, ist die traditionelle Kunst der Selbstverteidigung in Thailand. Muay Thai unterscheidet sich von dem uns bekannten Boxen dadurch, dass auch Füsse/Beine, Ellenbogen und Knie, zusätzlich zu den Fäusten eingesetzt werden. Es ist eine Kampfkunst, welche den ganzen Körper und den Geist beansprucht. Da Thaiboxkämpfe den Kämpfern mehr abverlangen als Boxkämpfe, dauern die Kämpfe in der Profiklasse 5 x 3 Minuten mit einer Minute Pause zwischen den Runden.

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Schon vor mehr als tausend Jahren haben die thailändischen Herrscher, der Selbstverteidigung und der Ausbildung ihrer Soldaten und Gefolgsleute grosse Bedeutung zu gemessen. Sie liessen sie zu Kämpfern ausbilden, welche es verstanden mit und ohne Waffen zu kämpfen. Muay Thai die Kampfkunst ohne Waffen und Krabi Krabong die Kunst mit ein oder zwei Schwertern und Schild umzugehen.

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Meistens waren die Herrscher selbst fähige und starke Kämpfer. In unzähligen Kriegen und Schlachten mit den rivalisierenden Nachbarländern Burma und Kambodscha wurden diese Kampfkünste erfolgreich eingesetzt.

 

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Sukothai


Das erste siamesische Königreich entstand im 13. Jahrhundert mit der Hauptstadt Sukothai. Vor dem königlichen Palast in Sukothai wurde extra ein Platz unterhalten, wo der König trainierte u.a. Schattenboxen. Ausserdem wurden auf diesem Platz Wettkämpfe ausgetragen um gute Kämpfer als Palastwachen auszuwählen.Bild 6

 

 

 

 

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Tempel in
Ayutthaya


Mitte des 13. Jahrhunderts begann der Stern von Sukothai zu verglühen. Und eine andere Stadt wurde zur Hauptstadt erwählt: Ayutthaya. Eine bewegte Zeit begann, in welcher die Burmesen oft in das siamesische Königreich einfielen und es sogar besetzten. Im 16. Jahrhundert nahmen die Burmesen rund 30'000 Thais als Kriegsgefangene nach Burma mit. Während eines grossen buddhistischen Fests in Rangoon der Hauptstadt Burmas, wurden Thaiboxkämpfe ausgetragen. Als Repräsentant der thailändischen Kriegsgefangenen wurde der thailändische Kämpfer Khanomtom zu den Kämpfen geschickt.

 

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Volksheld Khanomtom


Er war gut in den Künsten des Muay Thai ausgebildet worden und besiegte an diesem Turnier 10 burmesische Kämpfer vor den Augen des begeisterten burmesischen Königs. Aufgrund seiner Siege gewährte ihm der König die Freiheit. Heute kennt jedes Schulkind Khanomtom, seine aussergewöhnliche Geschichte steht in allen thailändischen Geschichtsbüchern.

Im Wesentlichen verdankt Thailand seine Unabhängigkeit gegenüber dem britischen und französischen Kolonialisierungsdrang den Chakri-Herrschern König Mongkut (Rama IV.) und König Chulalongkorn (Rama V.). Diesen beiden Königen gelang es auch, ein starkes Nationalbewusstsein in der Bevölkerung zu bilden, das bis heute unter den Thailändern in Bezug auf die Unabhängigkeit ihres Landes, der Traditionen und der Kultur anhält.

 

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Rama V mit seinem Sohn dem Kronprinzen


König Rama V (1853 – 1910) schaffte die Sklaverei, sowie die Niederwerfung vor dem König ab. Ausserdem war König Rama V (1868-1910) ein weiterer grosser Förderer des Muay Thai. Er gründete seine eigene Thaiboxschule und ermutigte die Prinzen und den Adel in allen grösseren Städten seinem Beispiel zu folgen. Rama V oder auch Chulalongkorn genannt, veranstaltete regelmässig Kämpfe und bezahlte den Gewinnern eine Kampfbörse und führte ein Ranking ein.
Konzentrationspunkt des Nationalbewusstseins in Thailand ist der König, der auch in heutiger Zeit (König Bhumipol als Rama IX.) den Respekt aller Thai genießt. In der Sprache der Thailänder heißt ihr Land Muang Thai, gleichbedeutend mit „Land der Thai“ oder „Land der Freien“ ist. Der Name Thailand, wurde erstmals 1939 als offizielle Landesbezeichnung für das bis dahin als Siam bezeichnete Land, verwendet.

König Rama VI (1910-1925) ging noch einen Schritt weiter. Er erlaubte den Bürgern eine eigene Schule zu eröffnen, Wettkämpfe zu veranstalten und Boxringe zu unterhalten. Der erste moderne Boxring stand in Bangkok im Rose Garden Palace. Dieser Ring war eine erhöhte Fläche mit Seilen umgeben. In der roten und blauen Ecke stand jeweils ein Ringrichter. Die Hände der Kämpfer waren mit Seilen bandagiert, es wurde noch ohne Boxhandschuhe gekämpft. Leicht vorzustellen wie gefährlich und hart es war, so zu kämpfen. Die Zeitnahme für die Runden war besonders speziell: Eine Kokosnuss Schale mit einem Loch wurde in einen Behälter mit Wasser gelegt. Sobald die Kokosnuss komplett im Wasser versunken war, endete die Runde. 1919 wurden die Regeln geändert, so dass alle Thaiboxer Boxhandschuhe tragen müssen.

Der beste Thaiboxer dieser Zeit war ein Mann aus der Provinz Korat und hiess Yang Hanthale. Er wurde international bekannt, nachdem er den Kämpfer Chin Chang aus China, welcher aus einer Shaolin Schule stammte, besiegte. Es war ein Free-Style Kampf im Palace Stadium in Bangkok. Chin fand keine effektive Waffe, um die schnellen und harten Kicks des Thaiboxers zu eliminieren. Und so kam es wie es musste, er wurde KO geschlagen durch einen High-Kick zum Kopf.

 

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Ring im Rachadamnoen Stadion in Bangkok


1941 begann der Bau des ersten permanenten Thaibox Stadions dem Rachadamnoen Nok in Bangkok. Bis 1945 gab es keine festen Stadien für Thaiboxkämpfe, sondern alle Boxringe und Austragungsorte wechselten ständig. Durch den Krieg dauerte der Bau des neuen Stadions vier Jahre. Im Dezember 1945 wurde es dann eröffnet. Mehr als ein halbes Jahrhundert später, ist das Rachadamnoen immer noch eines der wichtigsten Thaibox Stadien überhaupt, in welchem regelmässig Thaibox- und auch Boxkämpfe veranstaltet werden.

 

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Lumpini Stadion in Bangkok


Das zweite wichtige Stadion ist das Lumpini Stadion in der Nähe des Lumpini Parks. Wichtige Kämpfe werden stets live im Fernsehen gezeigt. In fast jeder grösseren Stadt in Thailand gibt es Thaibox Stadien und natürlich auch Kämpfe. Das Lumpini Stadion wurde im Dezember 1956 eröffnet

 

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1995 gründete die thailändische Regierung den Verband World Muay Thai Council (WMTC) welcher sich ausschliesslich mit dem professionellen Bereich beschäftigt. Weltweit unterstehen nun alle Muay-Thai-Verbände dem WMTC, der berechtigt ist, Verbote und Zulassungen auszusprechen. Der erste offizielle Titelkampf wurde unter den Champions der beiden größten Stadien -Lumpini und Rajadamnern- am 26.06.1995 ausgetragen.

 

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Die heutigen Kämpfer, welche heute in den Stadien des Landes kämpfen, entstammen meist armen Familien vom Lande. Der Beruf des Thaiboxers ist in Thailand so bekannt, wie bei uns der Beruf des Schreiners. Für jeden Kampf wird eine Kampfbörse ausbezahlt. Je nach Bekanntheitsgrad des Kämpfers, angefangen bei rund 10.- bis 5'000.- Franken für Champions. Die Kämpfe und die Wetten die darauf abgeschlossen werden, sind eine ganz selbstverständliche Einkommensquelle. Die jungen Männer haben meistens keine Alternative, sie müssen kämpfen um sich und die Familie zu ernähren. Junge Kämpfer (bereits ab 6 Jahren) haben noch keinen hohen „Marktwert“ und treten in kleinen Stadien auf dem Lande an. Ab ca. 8 Jahren können die Jungen dann per Vertrag zwischen Eltern und einem Gym Besitzer in eine Thaiboxschule (thai: khai muay) wechseln. Sie verbringen oft ihre gesamte Jungend in diesen Khai Muays. Von dort aus gehen sie zur Schule, Trainieren, Essen und Schlafen dort.

 

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Die Struktur ist der einer grossen Familie ähnlich. Es gibt Gemeinschaftszimmer, es wird zusammen gekocht und geputzt, die Jüngeren sind den Älteren unterstellt. Bei guten Leistungen werden die Kampfbörsen höher und es besteht die Möglichkeit, dass die grossen Promotoren wie z.B. Songchai sich für einen interessieren und man nach Bangkok vermittelt wird. Wer es ins Lumpini oder Rachadamnoen Stadion schafft, hat schon einiges erreicht. Wer sich dann noch in der Rangliste weiter hoch kämpft, darf mit ein bisschen Glück, eines Tages um die höchsten thailändischen Titel Lumpini oder Rachadamnoen Champion, kämpfen. Die Kampfbörsen werden dann mit dem Besitzer des Khai Muays geteilt, da dieser für Essen und Unterkunft bezahlt.

 

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Dieselnoi Chor Thanasukam - Er hat es geschafft!
Legende und 4facher Lumpini Champion, Karriereende mangels Gegnern

 

 

Was ist der Unterschied zwischen Kick- und Thaiboxen?

Thaiboxen

 

Im Kickboxen sind nur Schläge mit Fäusten und Füssen oberhalb der Gürtellinie erlaubt. Kickboxen kommt aus Amerika und ist keine Eigenständige Kampfsportart wie z.B. Judo, Kung Fu oder eben Muay Thai. Es ist eine reiner Wettkampfsport mit verschiedenen Disziplinen wie Leicht-, Semi- und Fullcontact und Formenwettkampf. Die Tritte im Kickboxen sind denen des Karate se'hr ähnlich.

Im Thaiboxen oder Muay Thai, beide Begriffe bedeuten das gleiche, nur dass Muay Thai der original thailändische Ausdruck ist und Thaiboxen der europäische, sind Schläge mit Fäusten, Füssen/Schienbein, Knien und Ellenbogen erlaubt. Und zwar zum Kopf, Körper und den Beinen. Es gibt also ein viel grösseres technisches Repertoire an Schlägen und Kombinationen als im Kickboxen. Und es gibt keine Formen oder Semikontakt Kämpfe, sondern nur den Vollkontakt Kampf. Thaiboxen eignet sich also hervorragend für die Selbstverteidigung.

Muay Thai ist eine der ältesten Kampfkünste überhaupt. Vor ca. 2000 Jahren begann die Geschichte des Muay Thai. Von der Kriegskunst wurde das Muay Thai zur Wettkampfsportart weiterentwickelt. Muay Thai ist der einzige, heute noch wirklich gelebte Kampfsport. In Thailand leben ca. 60'000 Thaiboxer und verdienen sich damit grösstenteils den Lebensunterhalt. Auch in Europa, Amerika, Japan und Ozeanien wird Thaiboxen immer beliebter und bekannter, denn es gibt keinen vergleichbar ästhetischen und faszinierenden Ringsport wie das Muay Thai.

Allmählich wird auch das sanftere Muay Boran wiederbelebt. Die traditionellen Muay Thai Techniken, allerdings nur noch zu Showzwecken.

Ausserdem gibt es im Muay Thai auch noch den Waffenkampf mit Schwertern (thailändisch = Krabi Krabong), Speeren, etc. Allerdings ist der Waffenkampf in Europa nicht besonders verbreitet.